2012
Literarisch-musikalischer Abend am 20. September 2012 im Muasem Hüs
„Debussy trifft den Kleinen Prinzen“
(ket) Im August dieses Jahres feierten wir den 150. Geburtstag des französischen impressionistischen Komponisten Claude Debussy. Prof. Christian Elsas, bekannt für seine Gesprächskonzerte, in denen er sein Publikum auf immer neue Möglichkeiten hinweist, ein Musikstück zu hören, hat sich aus diesem Anlass etwas ganz Besonderes ausgedacht. An diesem Abend möchte er auf seine Erklärungen verzichten. Die Werke von Debussy sollen mit einer Lesung von Saint-Exupérys „Kleinem Prinzen“ kombiniert werden. Als Rezitator hat er Christoph Bantzer, Ensemblemitglied am Thalia-Theater in Hamburg, gewinnen können.
Im länglichen Foyer des Muasem Hüs steht der Flügel an dem Fenster zum Innenhof, kleine Tische mit Stühlen verteilen sich über den ganzen Gang. Der Rezitator steht abwechselnd vor dem Flügel und sitzt bei den Klavierdarbietungen an seinem Tisch. Als Beleuchtung dienen die drei Deckenspots und ein einziger Scheinwerfer. Die Künstler stehen nicht vor einem Publikum, sie sind mitten im Publikum. Was anfangs etwas improvisiert aussieht, wandelt sich im Laufe des Abends zu einer ganz speziellen Atmosphäre.
Christoph Bantzer beginnt und erzählt von den Zeichnungen der Riesenschlange, die einen Elefanten verschluckt hat, und von dem Kleinen Prinzen, der aus dem Nichts in der Sahara auftaucht und einen Piloten bittet, ihm ein Schaf zu zeichnen. Mit ausgewähltem Sprachduktus gestaltet er die Dialoge, mit Mimik und Gestik bezieht er das Publikum mit ein, das dem variantenreichen Vortrag gebannt folgt. Als die letzten Worte des Kapitels gesprochen werden, setzt bereits das Klavier ein. Christoph Bantzer setzt sich und folgt dem filigranen und Bestimmten, dem innigen und ausdrucksstarken Debussy-Spiel von Christian Elsas.
Dann spricht wieder Christoph Bantzer, der im Laufe des Abends das Publikum immer mehr in seinen Bann zieht. Am Ende des Dialogs des Kleinen Prinzen mit dem Fuchs herrscht gebannte Stille, ganz langsam, wie in einem Shakespeare-Monolog, werden die bekannten Worte, „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, angestimmt.
Der Abend ist voller wunderbarer Momente und Eindrücke. Das Weinen der Rose, das der Kleine Prinz nicht sehen soll, geht über in Debussys Komposition von den süß und traurig tanzenden Schneeflocken aus „Children’s Corner“. Und als am Ende der Kleine Prinz von der Erde verschwindet, erklingt Debussys Prélude „La cathédrale engloutie“, die versunkene Kathedrale. Bei klarer Sicht kann man sie laut einer bretonischen Sage wieder sehen, bei Stille kann man ihre Glocken noch einmal hören.
Mit viel Applaus werden die beiden Künstler verabschiedet und sie bedanken sich ihrerseits bei dem aufmerksamen Publikum.
2011
Seit 2011 unterstützen die Morsumer Kulturfreunde den Poetry Slam, der ca. 7 mal im Jahr im Muasem Hüs veranstaltet wird. Eine Veranstaltung, die vor allem auch bei den Jüngeren gut ankommt.
Wettstreit der Bühnendichter
Poetry Slam im Muasem Hüs
Poesie soll nicht länger allein etwas für Akademiker sein, sondern jedermanns Sache werden - aus dieser Idee entwickelten sich Mitte der achtziger Jahre in Chicago die ersten Poetry-Slam-Veranstaltungen. Jetzt kommt der Poetry Slam nach Morsum, hierzu ein Gespräch mit den Initiatoren Björn Högsdal und Jens-Uwe Ries.
Poetry Slam ist eine literarische Veranstaltung. Was ist der Unterschied zu einer Dichterlesung?
Björn: Der Poetry Slam ist ein Wettbewerb, es gibt ein vorgegebenes Zeitlimit, die Bewertung durch das Publikum und es dürfen nur selbst verfasste Texte vorgetragen werden. Slam ist auch lebendiger, die Texte werden performt, geschrien, geflüstert, die Sprache wird lebendig.
Jens-Uwe: Och, auch eine „normale“ Lesung kann lebendig sein, mit schauspielerischen Elementen und allem, was dazugehört. Und nebenbei: auch stillere Momente gehören zum Leben. Stille Wasser können tief sein. Beim Poetry Slam ist das Faszinierende die mögliche Vielfältigkeit. Da kann dann plötzlich beispielsweise ein Fünfzehnjähriger auftauchen, der mit gut gereimten Texten wie eine Wiedergeburt von Wilhelm Busch wirkt.
Was wird vorgetragen, ein Gedicht, Kurzprosa, kritische Texte, Comedy?
Björn: Jedes literarische Genre ist erlaubt, Menschen auf Slams rappen, lesen Geschichten und Gedichte vor, tragen aus dem Stegreif vor, andere arbeiten humoristisch bis kabarettistisch. Es gibt ernste und lustige Texte, Persönliches und Politisches...
Gibt es Vorgaben und Regeln?
Björn: Grundregeln für alle Slams:
-Nur selbst verfasste Texte.
-Zeitlimit von 6 Minuten + kurze Toleranzzeit.
-Keine Hilfsmittel wie Requisiten, Kostüme o.ä.
-Keine Musikbegleitung und keine Performances, die überwiegend aus Gesang bestehen.
-Zwei Texte sind nötig, für Vor- und Finalrunden.
-Für die meisten assemble ART-Slams gilt: Vorrundenwertung durch eine Publikumsjury per Punkte, Finale per Applaus. Das Vorrundenfeld wird in 2 Gruppen geteilt, die jeweils 2 Gruppenbesten stehen im Viererfinale.
Wer bewertet die Vorträge?
Björn: In den Vorrunden eine aus dem Publikum willkürlich zusammengestellte Jury. Sie bewertet die Beiträge mit Punkten von 1-10.
Wer kann an den Poetry Slam Veranstaltungen teilnehmen?
Björn: Jeder der selbstverfasste Texte hat und sich früh genug meldet. Wenn die Liste voll ist, ist eine Teilnahme nicht mehr möglich.
Welche Geschichte hat der Poetry Slam auf Sylt?
Björn: Auf Sylt findet seit 2008 Poetry Slam statt, gegründet von Ali-Reza Djassemi in der Galerie „Länge*Breite“. Fortgeführt von Björn Högsdal von assemble ART. Ab 2011 in Kooperation mit Jens-Uwe Ries im Muasem Hüs.
Wie ist man auf Morsum als Veranstaltungsort gekommen?
Jens-Uwe: Wir haben verschiedene „Locations“ besichtigt und waren sehr vom Raum und der Atmosphäre im Muasem Hüs angetan. Einige äußerten uns gegenüber die Befürchtung, Morsum sei zu abgelegen für manche der bisherigen Besucher. Das sehen wir nicht so. Die Zugstrecke kann gesehen werden wie eine Fahrt mit der S-Bahn in Hamburg. Und auch für teilnehmende Festländer/innen ist das Muasem Hüs gut zu erreichen.
Welche Veranstaltungen sind in diesem Jahr zu erwarten?
Björn: Es gibt Poetry Slams, Spokenword-Lesungen, u.a. mit einigen der besten Poeten Europas im Juni, Einzellesungen und mehr.
Was ist das Faszinierende am Poetry Slam?
Björn: Sprache wird wieder lebendig. Literatur und Sprache werden wieder spannend. Für die Poeten gibt es wenig bessere Möglichkeiten, direkte Reaktionen auf Texte zu bekommen und sich zu erproben und weiter zu entwickeln.
Jens-Uwe: Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten, zumal ich beim ersten Besuch in „Länge*Breite“ gleich zum Teilnehmer wurde, meine Rolle zu finden. „Kann der auch lustig?“, schienen mir alle Blicke zu sagen. Auch von einigen gestandenen Slam-Poet/innen hörte ich inzwischen, dass es sie manchmal Überwindung kostet, einfach ein Gedicht vorzutragen und nicht auf die scheinbar sichere Karte „lustig!“ zu setzen. Durch meine Teilnahme am Flensburger Poetry Slam (mit 250 Besucher/innen) erfuhr ich, dass ein Slam nicht nur Comedy sein muss, sondern dass auch ernstere Texte mit einer guten Performance Zuspruch finden. Nun will ich natürlich nicht nur Bierernstes. Aber eben die Unterschiedlichkeit der Beiträge ist das Faszinierende. Nachdem du vielleicht gerade Tränen gelacht hast über den Beitrag „Ich, der vergesslichste Mensch, der mir je begegnet ist“, bist du – na, nicht zu Tränen gerührt, aber vielleicht stark bewegt von einem nachdenklichen Text. Weiter ist ein Poetry Slam die ideale Bühne für Autoren mit verborgenen schauspielerischen Fähigkeiten. Da sind einige Experimente mit direkter Reaktion des Publikums möglich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Rolf Ketteler.
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Vom Muasem-Hüs auf die Bühne der Mailänder Scala Wenn es Weltstars zu einem Auftritt nach Sylt zieht, steckt meist ein persönlicher Kontakt zwischen Veranstalter - Morsumer Kulturfreunde - und dem Künstler dahinter. So ist es auch im Fall der spektakulären "Oper auf dem Dorf". Von 1994 bis 1997 fanden fünf konzertante Opernabende in Morsum statt. Mit so bekannten Weltstars wie Lella Cuberli, Delores Ziegler, Teresa Ringholz, Robert Mac Laren und vielen anderen Künstlern die auf den großen Bühnen der Welt zuhause sind. Russische Abende - von Morsum in die großen Häuser der Welt Im August 1990 fand im Muasem-Hüs der erste Russische Abend statt. Der Pianist Michail Arkadiev gab sein erstes Konzert im Westen, die erste Reise in den Westen überhaupt. Hildegard und Helmut Schwarz hatten in Moskau die Ausreise-Genehmigung erreicht. Von 1990 bis 1999 waren es 22 Russische Abende mit Michail Arkadiev und Solisten aus Russland und Neuseeland. Schwerpunkt des musikalischen Programms waren Werke von Rachmaninov, Sviridov und Tschaikowsky.
Unter den Zuhörern des ersten Russischen Abends war auch Boleslaw Barlog. Er arrangierte für Michail Arkadiev einen Konzertabend in der Berliner Phlharmonie. Dies brachte ihm internationale Reputation und den internationalen Durchbruch.
Heute ist er auf den großen Bühnen der Welt zu finden. Seit mehreren Jahren begleitet er den wohl derzeit besten Bariton der Welt, Dmiti Hvorostovsky, auf den Tourneen in der ganzen Welt am Flügel. Das letzte Konzert war im Februar dieses Jahres in der Hamburger Staatsoper, Ende August wieder ein Konzert im Muasem-Hüs.
Russische Woche / Abende 1990 27.08. - 30.08. 4 Konzerte 1991 26.08. - 29.08. 4 Konzerte 1992 25.08. - 27.08. 3 Konzerte 1993 31.08. - 02.09. 3 Konzerte 1994 30.08. - 02.09. 3 Konzerte 1995 29.08. - 30.08. 2 Konzerte 1997 26.08. - 27.08. 2 Konzerte 1999 30.08. - 1 Konzert 2001 35. Woche Michail Arkadiev - Klavier-Konzert Oper auf dem Dorf 1994 30.06. - 1 Konzert 1995 11.07. und 29.12. - 2 Konzerte 1996 30.07. - 1 Konzert 1997 18.09. - 1 Konzert 2001 13.09. Rossini-Abend Lesungen 1998 30.07. Christian Graf von Krockow "Bismarck" 1999 08.07. Prof. Dr. Dieter Keil "Puschkin" 1999 20.07. Prof. Dr. Baring "Es lebe Deutschland" 1999 08.05. Prof. Dr. Ulrich Busch "Eugen Onegin", A. Puschkin 2001 12.06. Dr. Elsbeth Wolfheim "Mädchen und Frauen 2001 12.06. bei Tschechov" 2001 10.07. Dr. Natalie Reber "Stalins Katz - und Mausspiel", 2001 10.07. Michail Bulgakow 2001 11.09. Herr Salzmann, "Frauen im Exil - Eine Blüte der 2001 11.09. deutschen Literatur", Else Lasker-Schüler, 2001 11.09. Mascha Kaleko, Irmgard Keun 1933-1945"
Erschienen: Sylter Rundschau, 09.09.2003 ] Schubert-Abend im Musem-Hüs
Morsum
Die Morsumer Kulturfreunde präsentieren heute um 20 Uhr im Muasem Hüs ein Franz-Schubert-Jubiläumsprogramm. Solist des Abends ist Christian Elsas (53), ein renommierter Pianist aus Frankfurt am Main. Zu hören sind "Moments musicaux", die Sonate Nr. 4 A-Dur und die Wandererphantasie C-Dur. Das Konzert beginnt um 20.15 Uhr, Eintritt: 15 «eur» an der Abendkasse.
(Erschienen 24. August 2005 Sylter Rundschau)
Zwei russisch-temperamentvolle Einakter in Morsum
Morsum (sr) - Die Morsumer Kulturfreunde haben schon oft Künstler aus weiter Ferne nach Sylt gelockt und sich vor allem der russischen Kultur, besonders der Musik, angenommen. Russisch temperamentvoll geht es auch diesmal wieder zu, wenn am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Morsum Hüs die Pancomedia Theaterproduktion aus München mit den beiden Einaktern "Der Bär" und "Der Heiratsantrag" zu Gast ist.
Zwei Mal Anton Cechov, zweimal Liebe, zwei Mal Katastrophen an einem Abend! Die beiden heiteren Stücke des russischen Dichters zeigen die Fallstricke der Liebe in den verschiedensten Variationen, immer auf der Klippe zwischen Komödie und Tragödie. Neben ihren von Film und Fernsehen bestens bekannten Kollegen Michael Gahr und Thomas Haydn ist die junge Katharina Zander zum ersten Mal in einer Hauptrolle zu sehen. Regie in dieser erfolgreichen Inszenierung führte Karl Deschauer, der vielfach für seine Kurzfilme ausgezeichnet wurde.
Karten zu 15 Euro gibt es bei der "Büchertruhe" Keitum, bei der Raiffeisenbank Morsum, bei der Fotogalerie in Westerland und an der Abendkasse. |